Das Center for Philanthropy Studies (CEPS) hat in den letzten Jahren ein feines Angebot an NPO-Weiterbildungen aufgebaut, die die wichtigsten Themen der Arbeit im Nonprofit-Bereich hervorragend bearbeitet. Inzwischen kann man modular sogar einen MAS der Universität Basel damit erreichen.
Doch relativ unbemerkt hat sich ein weiteres Format entwickelt, dass für mich die grossartigste Erfahrung meiner Zeit am CEPS ist. Der internationale Zertifikats-Lehrgang Global Social Entrepreneurship, der - nach Covid - nun im kommenden Jahr erneut durchgeführt werden kann. Ein praktischer Projektrealisations-Lehrgang, zu dem das CEPS fünf Stipendien für Absolvent:innen aus Ländern des globalen Südens vergibt, die ihr eigenes Projekt haben, das im Lehrgang (weiter-)entwickelt werden kann.
Da war in der letzten Durchführung zum Beispiel Bernard Makachia aus Tansania, von dem wir wussten, dass er mit grosser Beharrlichkeit eine Schule für junge Frauen aufgebaut hatte, die zu früh schwanger geworden waren und deshalb keinen Schulabschluss hatten. In seiner Schule konnten sie den nachholen und bekamen damit eine Chance auf ein selbständiges Erwerbsleben.
Er kam nach Basel in den Lehrgang und wir gingen davon aus, dass seine Schule weiterentwickelt werden sollte. Doch das Erste, was er sagte, war: «Ich brauche eine Brikett-Maschine.» Wir waren verblüfft, und er hat uns erklärt, dass seine Schulabgängerinnen immer noch zu wenig Chancen auf dem lokalen Arbeitsmarkt hätten. Sie bräuchten ein eigenes Business. Und weil er wusste, dass es in Tansania eine grosse Nachfrage nach Brennmaterial zum Kochen gibt und er gelesen hatte, dass sich aus Ernteabfällen Briketts herstellen lassen, war er überzeugt, dass sich hier was machen liesse.
Innerhalb des Lehrgangs haben sich dann vier Absolvent:innen zusammen mit Bernard darangesetzt, dafür ein soziales Businessmodell auszuarbeiten. Schon nach zwei Monaten hatten sie die Finanzierung für eine Brikettmaschine zusammen, vier Monate nach Start des Lehrgangs stand die Maschine in Tansania. Nur - sie stank und machte viel zu viel Lärm. Also nochmals zurück auf Feld 1, neue Maschine suchen, mit der Alten 17'000 Briketts für eine Werbeaktion produzieren und gleichzeitig alles für die neue Firma vorbereiten. Sieben Monate nach Lehrgangsstart reisten alle Kursteilnehmenden in die jeweiligen Länder, so auch das «Brikett»-Team. Und während der Woche war alles so weit vorbereitet, dass die neue Firma «kuniSMART» in Anwesenheit des lokalen Gouverneurs gestartet wurde. Sie läuft heute auf Hochtouren.
Unseren Platz kennen
Es ist grossartig, wenn innerhalb einer Weiterbildung an einer Universität etwas ganz Neues geschaffen werden kann, dass die Welt ein wenig besser macht. Doch wir haben dabei noch etwas viel wichtigeres gelernt. Unsere Absolventinnen und Absolventen aus den südlichen Projektländern - wir hatten Projekte aus Kolumbien, Ägypten, Bangladesh, Marokko und eben Tansania im Kurs - sind hoch qualifiziert, kreativ und haben eine Energie, die vieles in Bewegung bringt. Es ist ein von uns im Westen geschaffenes, ungerechtes System, das ihnen Steine in den Weg legt.
Im Lehrgang mussten wir und die Kursteilnehmenden aus der Schweiz unseren Platz finden; einen, an dem wir zurückhaltend darum bitten, an ihren grossartigen Ideen mitarbeiten zu dürfen, und das, was wir können, einzubringen, wenn es dann gebraucht wird.
Und im Hintergrund wurde einmal mehr klar, wie sehr es eine Veränderung in diesem Wirtschaftssystem braucht. Oder wie es ein Sprecher am Stiftungssymposium in St.Gallen einmal gesagt hat: «Wenn man schaut, in welcher Richtung der Reichtum der Länder des globalen Südens abfliesst, dann muss man sich fragen, wer da wem Entwicklungshilfe leistet.»
Im kommenden Jahr sind es Projektideen aus Kenia, Tansania, Marokko und Indien, die im Rahmen des CAS Global Social Entrepreneurship am CEPS weiterentwickelt werden.
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