Es herrscht Einigkeit: Wirkung ist wichtig. Aber beim messen scheiden sich die Geister. Die zwei häufigsten Vorurteile und meine Replik dazu.
Die Wirkungstreppe (Quelle: Kursbuch Wirkung, Phineo)
Vorurteil Nummer 1: Wirkungsmessung ist nicht nötig und kostet zu viel
Warum soll die Wirkung von gemeinnütziger Arbeit gemessen werden? Diese Frage stellten wir am diesjährigen Stiftungssymposium in einem gut besuchten Workshop zum Thema «Impact» den anwesenden Stiftungsvertreter:innen.
Paul Castle, Stiftungsrat der Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, sprach in seinem Inputreferat vielen Zuhörer:innen aus der Seele, als er – bewusst etwas provokativ – sagte, dass er die Mittel seiner Stiftung lieber direkt der Zielgruppe zukommen lässt, als sie für teure Wirkungsmessung zu vergeuden. Er brauche keine Überprüfung des Impacts; Vertrauen und Dank der Destinatäre seien die massgebende Währung.
...Keine Wirkungsmessung kostet aber noch mehr
Am Beispiel eines Projekts, bei dem an Schulen Sparschweinchen an Jugendliche verteilt wurden, um etwas gegen die Jugendverschuldung zu unternehmen, zeigte ich in meinem Inputreferat auf, wie wichtig es ist, dass man sich nicht mit dem blossen Output (in diesem Fall der Verteilung von 3000 Sparschweinchen) zufrieden gibt. Denn Wirkung beginnt, wie es in der Wirkungstreppe schön dargestellt wird, erst, wenn sich die Zielgruppe verändert (Outcome).
Im konkreten Beispiel mit den Sparschweinchen landen wir gerade mal auf Stufe 2: Die Zielgruppe wurde erreicht. Gibt man sich damit zufrieden, wird man nicht erfahren, ob die Jugendlichen das Sparschweinchen nutzen (Stufe 3 – noch immer keine Wirkung!), geschweige denn, ob sie sich bewusst werden, wie wichtig es ist, finanzielle Rücklagen zu erstellen für schwierigere Zeiten (Stufe 4 – ab hier beginnt Wirkung) und ob sie es auch tatsächlich schaffen, Geld zu sparen (Stufe 5).
Gibt sich die Organisation mit dem Output zufrieden, fehlt ihr die massgebende Information, ob sie im nächsten Jahr wiederum Sparschweinchen verteilen soll – oder ob allenfalls andere Massnahmen mehr Wirkung zeigen könnten.
Mit diesem bewusst einfachen Beispiel wollte ich nicht grundsätzlich das Sparschweinchenprojekt kritisieren – gerade bei komplexeren Themen müssen Risiken eingegangen werden und entsprechend Fehler möglich sein! Aber sie müssen anhand von ein paar klug festgelegten, aussagekräftigen Indikatoren erkannt werden können. Gehen wir nun davon aus, dass das Beispielprojekt nicht die erwünschte Wirkung zeigt und mangels Wirkungsmessung trotzdem weitergeführt wird, so kostet das deutlich mehr als wenn rechtzeitig eine Kurskorrektur vorgenommen wird.
Vorurteil Nummer 2: Wirkungsmessung muss wissenschaftlich sein und ist deshalb sehr aufwändig.
Es scheint eine vorherrschende Meinung zu sein, Wirkungsmessung müsse wissenschaftlich sein.
... Wirkungsmessung kann auch einfach sein
Wirkungsmessung muss keineswegs wissenschaftlich sein. Was es braucht, ist die Zeit im Team, die erwünschten Wirkungsziele festzulegen und ein paar wenige, aber aussagekräftige Indikatoren zu setzen. Hier reicht oft die Konzentration auf einen oder zwei kurzfristige Outcomes – Impact zu messen ist nahezu unmöglich.
Dann wird in einem nächsten Schritt ein sauberes Outputmonitoring aufgegleist – die drei ersten Stufen stellen nicht umsonst das Fundament der Wirkungstreppe dar. Nur schon mit der Überprüfung von Stufe 3, ob die Zielgruppe das Angebot überhaupt akzeptiert, ist schon sehr viel erreicht! Das lässt sich zum Beispiel mit einer anonymen, knappen Umfrage über ein kostenloses Tool, das auch gleich die Auswertung übernimmt (bspw. Google Forms oder Microsoft Forms), herausfinden.
Alles in allem nicht ganz ohne, das gebe ich zu, aber auch keine Zauberei. Und so ende ich mit dem Tipp einer Workshopteilnehmerin, einfach mal anzufangen mit der Wirkungsarbeit.
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